Elektroencephalographie (EEG)

Die Nervenzellen des Gehirns erzeugen bei ihrer Tätigkeit, abhängig von ihrem Aktivitätszustand, elektrische Energie. Da die Nervenzellen an verschiedenen Stellen des Gehirns unterschiedlich aktiv sind – einige sind erregt, andere sind gehemmt – lassen sich mit Elektroden, die auf die Kopfhaut geklebt werden, Spannungsunterschiede messen und aufzeichnen. Die meßbaren Spannungsunterschiede sind hierbei mit 10 bis 200 µV sehr klein (ca. 1/1.000.000 = 1 Millionstel bis 1/10.000.000 = 1 Zehnmillionstel der bei uns üblichen Netzspannung von 220 V).

Diese Technik ermöglicht es, Funktionsstörungen umschriebener Hirnabschnitte, wie sie zum Beispiel bei Durchblutungsstörungen, Schlaganfällen, Tumoren oder unfallbedingten Hirnverletzungen aufttreten, zu erfassen. Besonders leicht lassen sich auf diese Weise generalisierte Störungen erkennen, wie sie bei Stoffwechsel-Erkrankungen (Zuckerkrankheit bzw. "Diabetes mellitus", Schilddrüsen-Erkrankungen etc.) oder als Folge einer Medikamenten-Einnahme auftreten können. Eine ganz besonders wichtige Rolle spielt diese Untersuchung außerdem bei der Feststellung einer Epilepsie. Denn vorübergehende Bewußtseins-Störungen und bestimmte motorische Entäußerungen wie Verkrampfungen einzelner Glieder oder des gesamten Körpers können auch durch eine Epilepsie verursacht werden.

EEG Um die elektrische Aktivität aufzeichnen zu können, werden insgesamt 20 Elektroden an international festgelegten Stellen der Kopfhaut mit Gummibändern bzw. einer Gummihaube plaziert. Den Untersuchungsvorgang sehen Sie in dem Bild auf der linken Seite. Haarteile oder Perücken müssen zu dieser Untersuchung abgenommen werden, da durch sie keine Ableitung möglich ist. Um die Spannungsübertragung zu verbessern, wird die Kopfhaut vor dem Befestigen der Elektroden mit einem Wattestab leicht aufgerauht.

Die Elektroden werden dann mit dem Verstärker – ohne den die sehr niedrigen Spannungen nicht gemessen werden könnten – und dem Aufzeichnungsgerät verbunden. Die Hirnstromkurve (das EEG) wird dann in Ruhe bei geschlossenen Augen sowie kurz bei geöffneten Augen registriert.

Zusätzlich wird das EEG unter verschiedenen Aktivierungsmaßnahmen aufgezeichnet, damit eine in Ruhe nicht nachweisbare Funktionsstörung feststgestelt werden kann. Hierzu werden Sie von der Assistentin zu einem sehr raschen und tiefen Atmen (Hyperventilation) aufgefordert oder durch ein rasches Flackerlicht (Photostimulation) gereizt. Die gesamte Untersuchungsdauer beträgt ca. 20 bis 30 Minuten.

Schlafentzugs-EEG

In ausgewählten Fällen – bei dem Verdacht auf eine epileptische Erkrankung – ist eine Untersuchung nach Schlafentzug zum Nachweis einer Hirnfunktions-Störung erforderlich. In der Übergangsphase vom Wach- zum Schlafzustand treten häufig Funktionsstörungen auf, die mit den anderen Provokations-Maßnahmen alleine nicht feststellbar sind. Sie müssen hierzu zu Hause einen Tag und eine Nacht (mehr als 24 Stunden) wach bleiben – am nächsten Morgen erfolgt dann die EEG-Ableitung.

So sieht eine normale EEG-Ableitung aus

Normales EEG bei einem Gesunden. Im Ruhezustand mit geschlossenen Augen sind typische an- und abschwellende Alpha-Wellen zu erkennen. Diese verschwinden nach dem Öffnen der Augen und werden durch kleine raschere Wellen von geringerer Höhe (Beta-Wellen) abgelöst.

EEG
EEG path. ... und so eine nicht normale EEG-Ableitung !

Krankhaftes EEG bei einem Patienten mit einer Epilepsie. Hier treten plötzlich für einige Sekunden in allen Kurven gleichförmige Spitzen auf, die von einer langsameren Welle gefolgt werden und Ausdruck eines gestörten Erregungsmusters im Gehirn sind.

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© Dr. Werner Wolf  08.12.2000