Nackenbeugezeichen:
(Lhermitte'sches
Zeichen) bei Vorbeugen des Kopfes Wahrnehmung von Mißempfindungen in Armen
und/oder Beinen. Spricht für entzündliche Veränderungen der Hinterstränge im
Rückenmark des Halsbereiches. Bei MS vorkommend.
Nerv (Nervus):
Bündel von Nervenfasern, die von Markscheiden und bindegewebigen Hüllen
umgeben sind . Die Fasern leiten entweder in Richtung des Gehirns (afferent,
s.) zur Wahrnehmung sensibler Reize von Haut, Gelenken, Muskeln und
inneren Organen oder in Richtung Peripherie (efferent, s.), um z.B.
eine Muskel- oder Organkontraktion herbeizuführen.
nerval:
auf Nerventätigkeit beruhend, mit Nerventätigkeit zusammenhängend.
Nervensystem:
Gesamtheit
der nervösen Strukturen. Gehirn, Rückenmark als Zentralnervensystem. Nervenwurzeln,
Nervengeflechte, Nervenstränge als peripheres Nervensystem. Sympathikus,
Parasympathikus als vegetatives (autonomes) Nervensystem.
Nervenwurzel:
der Ursprung eines Nervs im Rückenmark. Enthält motorische, sensible und
teilweise vegetative Fasern. Mehrere Nervenwurzeln bilden die Nervengeflechte
(Plexus), aus denen sich die einzelnen peripheren Nerven differenzieren.
Nervus
abducens: Vl. Hirnnerv.
Bewegt
das Auge waagerecht nach außen. Häufigste Augenmuskellähmung: Auge weicht
nach innen ab, es entstehen horizontal nebeneinanderstehende Doppelbilder.
Nervus accessorius: Xl. Hirnnerv.
Versorgt motorisch den am Hals gelegenen Kopfwendemuskel und die oberen
Anteile des Trapezmuskels. Lähmung: Absinken der Schulter nach vorn unten,
betreffende Schulter wirkt verbreitert, tiefe Ausbuchtung der
Hals-Nackenlinie, Arm kann nicht über die Waagerechte gehoben werden.
Nervus facialis: Vll. Hirnnerv.
Versorgt
die mimische Muskulatur einer Gesichtshälfte. Bei Lähmung kann das Auge nicht
geschlossen werden, die betreffende Gesichtshälfte ist schlaff, Stirnrunzeln,
Wange aufblasen, Mund breitziehen, Lippenspitzen auf gelähmter Seite nicht
möglich. Flüssigkeit läuft zum Mund heraus. Erhebliche kosmetische
Entstellung.
Nervus glossopharyngeus: IX. Hirnnerv.
Glossa: die Zunge.
Pharynx: der Rachen.
Versorgt sensibel den obersten und hintersten Teil des Rachens und das
Mittelohr, leitet Geschmacksempfindungen für bitter vom hinteren
Zungendrittel und dem Gaumen. Wahrnehmung von süß, sauer, salzig von den
vorderen zwei Dritteln der Zunge. Versorgt motorisch das Gaumensegel.
Nervus hypoglossus: XII. Hirnnerv.
Versorgt die Zungenmuskulatur. Lähmung: Verschmächtigung der
Zungenmuskulatur, Zungenoberfläche wirkt infolge Atrophie (s.) faltig. Zunge
weicht beim Hervorstrecken zur gelähmten Seite ab. Störung beim Sprechen.
Patienten beißen sich auf die Zunge. Bei doppelseitiger Lähmung liegt Zunge
bewegungslos auf dem Mundboden, schwerste Störung des Sprechens und der
Nahrungsaufnahme. Speisen schieben sich unter die bewegungslose Zunge, müssen
mit dem Finger entfernt werden.
Nervus
oculomotorius: III. Hirnnerv.
Versorgt den Lidhebemuskel und die Muskeln, die den Augapfel nach oben, nach
unten und nach innen bewegen.
Komplette äußere Oculomotorius-Lähmung: Das Lid hängt herab (Auge
dadurch geschlossen), Auge nach außen unten abgewichen. Wenn Lid mit dem
Finger hochgehoben wird, schrägstehende Doppelbilder.
Innere Oculomotorius-Lähmung: Beweglichkeit des Auges erhalten,
Pupille weit und lichtstarr, verengt sich nicht auf Lichteinfall wie
normalerweise.
Nervus olfactorius:
I. Hirnnerv. Riechnerv. Vermittelt alle wahrnehmbaren Gerüche.
Nervus opticus: II. Hirnnerv. Sehnerv.
Nervus
statoacusticus: VIII. Hirnnerv.
Doppelnerv, bestehend aus Hörnerv (Nervus acusticus) und Gleichgewichtsnerv
(Nervus vestibularis). Schädigung oder Erkrankung des Nervus acusticus:
Hörsturz (plötzliche Gehörlosigkeit) oder allmählich zunehmende Hörminderung
aus verschiedenen Gründen. Schädigung oder Erkrankung des Nervus vestibularis
(Nervus stato . . .): Drehschwindel, Nystagmus (s.). Fallneigung zur Seite
der Schädigung (akute Phase). — Auch initial (s.) bei MS.
Nervus trigeminus: V. Hirnnerv.
Drillingsnerv. Versorgt sensibel mit drei Ästen das Gesicht: Stirn- und
Hornhaut, Wange und Oberlippe, obere und untere Zähne.
Motorisch: Die Kaumuskeln. Der im dritten Ast verlaufende Nervus lingualis
vermittelt die Geschmacksempfindung süß, salzig, sauer auf den vorderen zwei
Dritteln der Zunge.
Nervus trochlearis: IV. Hirnnerv.
Versorgt
den oberen schrägen Augenmuskel.
Bei Lähmung schrägstehende, ungekreuzte Doppelbilder, die beim Blick nach
unten zunehmen.
Nervus vagus: X. Hirnnerv.
Versorgt motorisch das Gaumensegel sowie die oberen Atem- und Speisewege.
Sensibel: den äußeren Gehörgang, den Rachen, die Luftröhre, den unteren
Schlund, die Speiseröhre und den Magen.
Gaumensegellähmung: Rückfluß von Flüssigkeit aus der Nase, Stimme
ist nasal, Husten kraftlos.
Stimmbandlähmung: Heiserkeit, Stimme ohne Ton. Schwierigkeiten
beim Bilden von Konsonanten g, k.
neural: den Nerv betreffend.
Neuralgie:
Nervenschmerz.
Oft heftige, anfallsweise auftretende Schmerzzustände im Ausbreitungs-
(Versorgungs-)gebiet eines sensiblen Nerven. Schmerz kann wellenförmig,
attackenmäßig oder anhaltend auftreten, wird als stechend, bohrend, reißend,
brennend empfunden, bleibt meist auf ein umschriebenes Gebiet begrenzt (s.
Trigeminusneuralgie).
neuralgieform: neuralgieartig.
neuralgisch: auf Neuralgie
beruhend (s.).
Neuraltherapie:
Beeinflussung des Krankheitsgeschehens durch lokal schmerzstillende
Injektionen (auch durch Bindegewebsmassage, Reizpflaster). Meist nur von
vorübergehendem Erfolg.
Neurasthenie:
"Nervenschwäche", seelischer Zustand, der gekennzeichnet ist durch
abnorme geistige Ermüdbarkeit, herabgesetzte Belastbarkeit und Vitalität,
reizbare Verstimmung, rasche Entmutigung, mangelndes Durchhaltevermögen,
Verstimmbarkeit und seelische Labilität. Ursachen: oft angeboren, in der
Rekonvaleszenz, nach erschöpfenden, organischen Krankheiten. Zustand beruht
nicht auf nachweisbaren organischen Schädigungen des Gehirns.
Neurinom:
ein von den Hüllen der Nervenfasern gebildeter, meist gutartiger
knotenförmiger Tumor.
Neurit:
Fortsatz einer Nervenzelle (Ganglienzelle) mit feinen Fasern (Neurofibrillen)
ausgestattet, leitet die von der Nervenzelle ausgelösten Impulse (s.).
Neuritis:
Entzündung
der Nerven. Bei ungünstigem Verlauf Markscheiden (s.) und Achsenzylinder (s.)
zerstörend, kann zu Lähmungen mit Muskelverschmächtigung, Sensibilitäts- und
vegetativen Störungen führen.
Neuritis nervi optici:
Sehnervenentzündung mit vorübergehendem oder dauerndem Verlust der
Sehschärfe. Bei MS häufig.
Neuro-Anatomie:
Lehre vom Bau des gesamten Nervensystems, seiner verschiedenen Gewebestrukturen,
seiner Leitungsbahnen, deren Ursprung und Verknüpfung untereinander.
Neurochirurgie:
chirurgische Behandlung von bestimmten Erkrankungen des Nervensystems:
Gehirn, Rückenmark, periphere Nerven (s.) und der zum Nervensystem gehörigen
Blutgefäße, u.a. Geschwülste, traumatische (s.) Blutungen im Innern des
Schädels, Gefäßverengungen (s. auch Neurotomie).
neurocutan: Nervensystem und
Haut betreffend.
Neurofibrillen:
feinste
Fasern (Neurofilamente und -tubuli) in den Ganglienzellen, vor allem den
Fortsätzen (Neuriten) der Ganglienzellen (s.). S. auch Achsenzylinder.
Neurofibrom:
meist gutartige Geschwulst, ausgehend von den bindegewebigen Nervenhüllen.
neurogen: von Nerven
oder vom Nervensystem ausgehend.
Neurohormon:
im Nervensystem gebildete, für das Zustandekommen und die Weiterleitung von
Impulsen notwendige Substanzen, besonders an der Synapse (s.).
Neurohypophyse: der Hinterlappen der
Hypophyse (s.).
Neuroleptika:
Medikamente,
die auch bei geistigen Störungen organischer Art eine beruhigende, dämpfende
Wirkung auf die verschiedenen krankhaften psychischen Symptome ausüben.
Neurologie:
Lehre von der Erkrankung und Behandlung des zentralen (s.), peripheren (s.),
vegetativen (s.) Nervensystems und der Muskulatur.
Neuromyelitis optica:
wahrscheinlich
besondere Form der MS. Symptome: Sehnervenentzündung, kurz darauf
Querschnittslähmung in den oberen Abschnitten des Rückenmarks. Prognose
schlecht.
Neuron:
"Nerveneinheit".
Die Nervenzellen mit ihren zugehörigen Fortsätzen als morphologisch-funktionelle
Einheit.
Neuronenblocker:
chemische
Substanzen mit unterbrechender Wirkung (Blockade) auf die Impulsübertragung
an den Synapsen (s.).
Neuro-Ophthalmologie:
Lehre von den normalen und krankhaft gestörten Beziehungen zwischen
Nervensystem und Auge.
Neuro-Orthopädie:
Lehre
von den normalen und krankhaft gestörten Beziehungen von Wirbelsäule und
Rückenmark sowie den Nervenwurzeln.
Neuro-Otologie:
Lehre
von den normalen und krankhaft gestörten Beziehungen zwischen Nervensystem
und Ohr einschließlich Gleichgewichtsorganen.
Neuro-Pädiatrie:
die Neurologie des Kindesalters in allen seinen Entwicklungsstadien bis zur
Pubertät.
Neuropathologie:
Lehre
zur Erforschung von den organischen Erkrankungen des gesamten Nervensystems,
makroskopisch und mikroskopisch.
Neuro-Physiologie:
Lehre von den Funktionen des Nervensystems. Lehre der elektrischen Vorgänge
im Nervensystem, z.B. Elektroenzephalographie (EEG) (s.), Elektromyographie
(EMG) (s.), Nervenleitgeschwindigkeit (Elektroneurographie), evozierte
Potentiale (s.), Elektronystagmographie (ENG) (s.) oder der chemischen
Vorgänge im Organismus (physiologische Chemie). S. auch Physiologie.
Neuroradiologie:
Untersuchung des Nervensystems mit röntgenologischen Methoden, z.B. zerebrale
und spinale Angiographie, Myelographie, Szintigraphie, Computertomographie,
Kernspintomographie (s.).
Neurosekretion:
Hormonsekretion durch dafür bestimmte Nerveneinheiten, die das Sekret
produzieren und zum Zustandekommen eines bestimmten Lebensvorganges abgeben.
Neurosen:
Verhaltensstörungen wie Angst, Kontaktscheue, Zwang u.a. in Verbindung mit
vegetativen Störungen wie Herzklopfen, Magen-Darm-Beschwerden,
Schlafstörungen infolge Konflikten und gestörter Erlebnisverarbeitung, die
bis weit in die Kindheit zurückreichen können.
neurotisch: ein zur Neurose (s.)
gehöriges Verhalten.
Neurotomie: Nervendurchschneidung.
neurotoxisch:
auf das Nervensystem oder TeiIe davon giftig und schädigend wirkende
Substanzen = neurotoxische Substanzen, u.a. Thallium, Arsen, Alkohol u.v.a.
mehr.
Neurotransmitter:
vom Organismus produzierte Stoffe in minimalen Mengen, aber hochwirksam für
die Übertragung von Nervenimpulsen besonders an den Synapsen (s.). Bei Fehlen
schwere Ausfallerscheinungen.
Neurotrauma:
Gewalteinwirkung von außen, die Teile des Nervensystems betrifft und
schädigt.
neurotrop:
das
Nervensystem beeinflussend, auf das Nervensystem gerichtet, z.B. neurotropes
Virus, das eine schädigende Wirkung nur in bestimmten Nervenzellen entfaltet
und nicht in anderen Organen des Körpers.
neuro-vaskulär:
die Blutgefäße des Nervensystems betreffend. neurozirkulatorisch:
das Nervensystem und den Kreislauf betreffend.
neurovegetativ: das vegetative
Nervensystem betreffend.
NLG:
Nervenleitgeschwindigkeit,
motorisch oder sensibel. Bei Markscheidenzerfall Verlangsamung der NLG.
NMR:
nuclear magnetic resonance
(engl.), s. Kernspintomographie.
Nystagmus:
Augenzittern.
Unwillkürlich ablaufende Ruck- oder Pendelbewegungen der Augäpfel in
horizontaler, seltener in vertikaler Richtung. Blickrichtungsnystagmus:
Auftreten von Rucknystagmus mit einer schnellen und langsamen Komponente beim
Blick nach links oder nach rechts, nach oben oder unten. Die schnelle
Bewegung erfolgt in Blickrichtung (häufig bei MS). optokinetischer
Nystagmus: Auftreten von Nystagmus bei Verfolgung bewegter
Gegenstände mit den Augen, z.B. fahrender Zug, rotierende
Schwarzweiß-Streifen. Bei MS häufig gestört.
Pendelnystagmus: Hin- und Herpendeln der Augen beim Blick
geradeaus oder beim Fixieren von Gegenständen, meist angeboren.
Rucknystagmus: bestehend aus einer nach der kranken Seite
langsamen und nach der Gegenseite schnellen Bewegung.
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