Medikamentöse Therapie

Medikamente spielen in der Therapie der Parkinson Krankheit eine wichtige Rolle. Mittlerweile stehen eine Vielzahl von verschiedenen Substanzen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung. Die Medikamente können alleine oder in verschiedenen Kombinationen viele Probleme der Parkinson Krankheit gut kontrollieren.

Im folgenden werden die einzelnen Substanzen kurz vorgestellt. Der Text stellt aber sicher nicht alle Aspekte der einzelnen Medikamente dar. Zögern Sie nicht, bei Unklarheiten Ihren Arzt zu fragen.



L-Dopa Dopamin-Agonisten MAO-B-Hemmer COMMT-Hemmer Anticholinergika NMDA-Antagonisten
L-Dopa

Handelsnamen: Isicom®, Levocarb®, Madopar®, Nacom®, PK-Levo®, Striaton®, sowie verschiedene Generika

L-Dopa ist eine Abkürzung für L-Dihydroxyphenylalanin. L-Dopa ist die natürliche Vorläufersubstanz von Dopamin. Im Gehirn wird L-Dopa zu Dopamin umgebaut und gleicht den Dopamin-Mangel aus. Dopamin selbst kann nicht als Medikament bei der Parkinson Krankheit gegeben werden, weil es nicht in ausreichendem Maß ins Gehirn transportiert werden kann und bereits im Körper vielfältige unerwünschte Wirkungen entfaltet. Damit L-Dopa nicht bereits im Körper zu unwirksamen Substanzen abgebaut wird, bevor es das Gehirn erreicht, wird es mit einem peripheren Decarboxylase Hemmer kombiniert.

Nebenwirkungen der Therapie mit L-Dopa: Übelkeit und Erbrechen, Blutdruckabfall beim Aufstehen, Schweißneigung, Überbeweglichkeit bei hohen Dosen im Blut, Verwirrtheit, Halluzinationen.

Nach etwa 5-10 Jahren der Therapie mit L-Dopa entwickeln etwa 50% der Patienten Wirkungsschwankungen (wearing off, on/off-Phänomen), die als ?L-Dopa-Langzeitsyndrom? eine der größten therapeutischen Herausforderungen darstellen.


L-Dopa Dopamin-Agonisten MAO-B-Hemmer COMMT-Hemmer Anticholinergika NMDA-Antagonisten
Dopamin-Agonisten

Ergot-Derivate: -Dihydroergocryptin (Almirid®, Cripar®), Cabergolin (Cabaseril®), Bromocriptin (Bromocrel®, bromocriptin von ct®, Bromocriptin beta®, Bromocriptin ratiopharm®, Kirim®, Pravidel®), Lisurid (Dopergin®) und Pergolid (Parkotil®)
Nicht-Ergot Dopamin-Agonisten: Pramipexol (Sifrol®) und Ropinirol (Requip®)

Als Dopamin-Agonisten bezeichnet man Substanzen, die im Gehirn Bindungsstellen (Rezeptoren) stimulieren, die normalerweise von Dopamin aktiviert werden. Da sie jeweils unterschiedliche Klassen der Dopamin-Rezeptoren binden und unterschiedlich lange in der Blutbahn bleiben, gibt es gewisse Unterschiede in ihrer jeweiligen Wirkcharakteristik.

Nebenwirkungen der Therapie mit Dopamin-Agonisten: Übelkeit und Erbrechen, Blutdruckabfall beim Aufstehen, Verwirrtheit, Halluzinationen, Gefäßspasmen, Knöchelschwellungen, selten eine sog. retroperitoneale oder Pleurafibrose.

Es ist bekannt, daß Therapie mit L-Dopa und Dopamin-Agonisten eine Müdigkeit bewirken kann. Es gab Berichte, daß unter Therapie mit Non-Ergot Dopamin-Agonisten auch akute Schlafattacken auftreten, die insbesondere auch zu Unfällen führen können. Derzeit wird geprüft, ob diese Schlafattacken tatsächlich durch Non-Ergot Dopamin-Agonisten und/oder evtl. auch durch andere Dopamin-Agonisten verursacht werden.

L-Dopa Dopamin-Agonisten MAO-B-Hemmer COMMT-Hemmer Anticholinergika NMDA-Antagonisten
MAO-B-Hemmer

Substanz: Selegilin (Amindan®, Antiparkin®, Depryl®, Maotil®, Movergan®, Selegam®, Selemerck®, Selepark®, Selgimed®, und andere)

Die Monoamin-Oxidase B (MAO-B) ist ein körpereigenes Eiweiß, ein sog. Enzym, das Dopamin abbaut. Selegilin hemmt die MAO-B und dadurch den Abbau von Dopamin. Bei neuerkrankten Patienten kann Selegilin die Notwendigkeit der Einnahme von L-Dopa 6-9 Monate verzögern. Durch Kombination von L-Dopa und Selegilin kann die L-Dopa Dosis gesenkt werden.

Nebenwirkungen der Therapie mit Selegilin: Blutdruckabfall beim Aufstehen, Übelkeit und Erbrechen, Herzrhythmusstörungen, Verwirrtheitszustände, Erregungszustände, Mundtrockenheit, Erhöhung der Leberenzyme, Schlafstörungen, Störungen des Wasserlassens, Hautreaktionen.

Selegilin soll nicht mit antidepressiven Medikamenten vom Typ der Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren kombiniert werden.

L-Dopa Dopamin-Agonisten MAO-B-Hemmer COMMT-Hemmer Anticholinergika NMDA-Antagonisten
COMT-Hemmer

Substanzen: Entacapon (Comtess®), Tolcapon (Tasmar®)

Die Catechol-O-Methyl-Transferase (COMT) ist ein körpereigenes Eiweiß, das L-Dopa abbaut. Die COMT-Hemmer sind neue Medikamente. Sie müssen gemeinsam mit L-Dopa gegeben werden. Sie verlängern die Wirkungsdauer von L-Dopa, indem sie dessen Abbau verhindern. Sie werden insbesondere eingesetzt, um Wirkfluktuationen unter Therapie mit L-Dopa zu reduzieren.

Nebenwirkungen der Therapie mit COMT-Hemmern: Störungen der Leberfunktion, Durchfall, Verstärkung der Nebenwirkungen von L-Dopa, insbesondere Verstärkung vorbestehender Überbewegungen.

Wegen der Störungen der Leberfunktion ruht die Zulassung von Tolcapone derzeit in den Ländern der EU.

L-Dopa Dopamin-Agonisten MAO-B-Hemmer COMMT-Hemmer Anticholinergika NMDA-Antagonisten
Anticholinergika

Substanzen (Auswahl): Biperiden (Akineton®), Bornaprin (Sormodren®), Metixen (Tremarit®), Trihexyphenidyl (Artane®).

Diese Medikamente wirken nicht direkt auf das Dopamin-System. Sie hemmen einen anderen Botenstoff (Acetylcholin) im Gehirn, der bei der Parkinson Krankheit überaktiv ist. Anticholinergika haben einen milden anti-Parkinson Effekt. Sie sollen v.a. wirksam gegen das Zittern sein.

Nebenwirkungen der Therapie mit Anticholinergika: Halluzinationen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Verwirrtheitszustände, verwaschene Sicht, Auslösen eines Glaukomanfalls, Mundtrockenheit, Harnverhalt bei Männern mit Prostatavergrößerung, Verstopfung.

Anticholinergika sollten nie abrupt gestoppt werden, da dadurch die Parkinson Symptomatik deutlich verschlechtert werden kann. Bei älteren Patienten können sie zu reversiblen Verwirrtheitszuständen und Kurzzeitgedächtnisstörungen führen und sind daher mit Vorsicht einzusetzen.

L-Dopa Dopamin-Agonisten MAO-B-Hemmer COMMT-Hemmer Anticholinergika NMDA-Antagonisten
NMDA-Antagonisten

Substanzen: Amantadin (PK-Merz®, viele andere Handelspräparate), Budipin (Parkinsan®)

NMDA-Antagonisten wirken nicht direkt auf das Dopamin-System, sondern hemmen einen anderen Botenstoff (Glutamat) im Gehirn, der bei der Parkinson Krankheit überaktiv ist. Amantadin kann als Begleitmedikament zu L-Dopa helfen, durch L-Dopa bedingte Bewegungsstörungen (Dyskinesien) zu bessern. Budipin wirkt zusätzlich auf verschiedene andere Transmittersysteme. Budipin hat insbesondere einen positiven Einfluß auf das Zittern. Amantadin-Sulfat kann als Infusion gegeben werden, was v.a. bei Operationen oder bei der Behandlung der akinetischen Krise hilfreich ist.

Nebenwirkungen der Therapie mit NMDA-Antagonisten: Livedo reticularis, Knöchelschwellung, Verwirrtheitszustände, Halluzinationen, Nebenwirkungen der Anticholinergika.

Die Amantadin-Dosis sollte bei eingeschränkter Nierenfunktion reduziert werden. Beide Medikamente (Amantadin und Budipin) dürfen nicht rasch gestoppt werden, da dies zu Verschlechterung der Parkinson-Symptomatik führen kann.